Wir erinnern an Robert Siewert

2. November 2023

Heute erinnern wir an Robert Siewert, der vor 50 Jahren gestorben ist und nach dem eine Straße in Lichtenberg benannt wurde. Robert Siewert war ein deutscher Politiker und Widerstandskämpfer gegen den Faschismus.

Lebenslauf

Robert Siewert wurde am 30. Dezember 1887 in Schwersenz (heute Swarzędz)/ Posen geboren. Er war Sohn eines Zimmermanns und wurde Maurer. Nach seiner Lehre ging er auf Wanderschaft und wurde 1906 Mitglied der SPD. 1908 bis 1915 arbeitete er als Maurer in der Schweiz und lernte dort Lenin und Heinrich Brandler kennen.
Im Ersten Weltkrieg war Siewert Soldat an der Ostfront und betätigte sich illegal für den Spartakusbund. 1918 gehörte er dem Soldatenrat der X. Armee an und wurde danach Mitglied der KPD.
1919 wurde er Politleiter im Bezirk Erzgebirge, war 1919 und 1920 Parteitagsdelegierter und schließlich Schriftführer auf dem Vereinigungsparteitag mit der USPD. Auf den KPD-Parteitagen 1921 und 1923 wird er in den Zentralausschuss gewählt. 1922 ist er Delegierter beim IV. Weltkongress der Kommunistischen Internationale (KI). 1922 tritt er in die Leitung der Parteiverlage ein. 1923 wird er Politleiter in Chemnitz.
Siewerts politischer Standort war zwischen den „Brandleristen“ und der „Mittelgruppe/ Versöhnler“ angesiedelt, was zur Folge hatte, dass er 1924 seiner Parteifunktionen enthoben und nach Berlin gesandt wurde, wo er zunächst nur noch unbedeutende Funktionen ausüben durfte. Zusammen mit Hans Beck organisierte er ab 1926 die Arbeiterdelegation in die Sowjetunion. Später arbeitete er als Redakteur der Einheit, einer sich an linke Sozialdemokraten richtende Zeitschrift. 1926 wurde Siewert in den sächsischen Landtag gewählt, welchem er bis 1929 angehörte.
Weil er in seiner Parteitätigkeit die Position der „Brandleristen“ vertrat, wurde er Ende 1928, im Zuge der „Stalinisierung“ der KPD, seiner Funktionen enthoben und am 14. Januar 1929 aus der KPD ausgeschlossen.
Robert Siewert wurde aktiver Funktionär der KPO und Mitglied der Bezirksleitung Westsachsens und behielt sein Landtagsmandat als Mitglied einer fünfköpfigen KPO-Fraktion im Sächsischen Landtag. Von 1931 bis 1933 arbeitete er als Verlagsleiter der Tageszeitung Arbeiterpolitik zuerst in Leipzig, dann in Berlin.
Von 1933 bis zu seiner Verhaftung Ende 1934 gehörte er gemeinsam mit Erich Hausen und Fritz Wiest zur ersten illegalen Reichsleitung der KPO.
Von den Faschisten wurde er unter dem Vorwurf des Hochverrats vom Volksgerichtshof zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt und war ab 1935 für die gesamte Strafdauer in Luckau inhaftiert. Anschließend wurde er in das KZ Buchenwald überstellt. Dort näherte Siewert sich politisch wieder der KPD an. Er wurde an führender Stelle in der illegalen Einheitsorganisation des Lagers, die aus Kommunisten und Sozialisten bestand, tätig; vielfach setzte sich Siewert für jüdische Mithäftlinge und im Lager gefangen gehaltene Kinder ein und organisierte für polnische und jüdische Jugendliche einen Maurerlehrkurs. In Buchenwald war Siewert Kapo beim Baukommando I.
Nachdem er Ende August 1944 auf einer von Willi Bleicher organisierten illegalen Gedenkfeier für den kurz zuvor ermordeten Ernst Thälmann eine Rede gehalten hatte, war er zusätzlichen Repressalien ausgesetzt und wurde im April 1945 durch die Befreiung vor der drohenden Hinrichtung bewahrt.
Siewert trat der KPD bei und begann von Halle (Saale) aus mit dem Neuaufbau der Kommunistischen Partei in der Provinz Sachsen. Schon im Juli 1945 wollte ihn das Sekretariat des ZK wegen seiner KPO-Aktivität nicht als Parteimitglied akzeptieren, er wurde als Polleiter abgelöst. Dennoch konnte er 1. Vizepräsident der Provinz Sachsen, später Innenminister des Landes Sachsen-Anhalt werden.
Seit 1950 folgten Kampagnen gegen ehemalige KPO-Mitglieder. Gegen Siewert und andere wurden Repressionsmaßnahmen eingeleitet: Siewert wurde abgesetzt und in das Ministerium für Bauwesen versetzt. Er musste einen „selbstkritischen“ Artikel im Neuen Deutschland verfassen, der auch am 25. Januar 1950 erschien, jedoch am 15. März als ungenügend bezeichnet wurde. Deshalb hatte er einen neuen Artikel mit größerer Selbstkritik abzuliefern. Seitens der Parteikontrollkommission (ZPKK) wurde Wert auf die Feststellung gelegt, dass die KPO nicht eine Agentur des Finanzkapitals geworden sei, sondern dies bereits von Anfang an gewesen sei.
Nach der Entstalinisierung wurde Siewert rehabilitiert und mehrfach mit Orden ausgezeichnet. Er blieb bis ins hohe Alter Mitarbeiter im Bauministerium und im Präsidium des Komitees der Antifaschistischen Widerstandskämpfer.
Siewert starb am 2. November 1973 und wurde in der Grabanlage Pergolenweg der Gedenkstätte der Sozialisten auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde bestattet.

Quelle: Museum Lichtenberg