Wir erinnern an Bernhard Lichtenberg
5. November 2023
Heute erinnern wir an Bernhard Lichtenberg, der vor 80 Jahren während der Deportation in das Konzentrationslager Dachau in der Nähe von Hof unter nicht geklärten Umständen gestorben ist und an den in der John-Sieg-Straße 6 in Lichtenberg mit einer Gedenktafel gedacht wird. Bernhard Lichtenberg war ein deutscher Priester und Berliner Dompropst, der während der faschistischen Diktatur öffentlich für die Verfolgten eintrat.
Lebenslauf
Geboren am 3. Dezember 1875 in Ohlau in Schlesien. Bernhard Lichtenberg studier-te katholische Theologie und wurde 1899 im Breslauer Dom zum Priester geweiht. Von 1900 bis 1913 wirkte er an mehreren Kirchen als Kaplan und Kuratus im Raum Berlin, darunter an der Kirche St. Mauritius in Berlin-Lichtenberg und in der Kuratie von Friedrichsfelde-Karlshorst. 1913 bis 1931 übte er das Pfarreramt an der Herz-Jesu-Kirche in Charlottenburg aus. Bernhard Lichtenberg war im Ersten Weltkrieg als Militärpfarrer tätig. 1919 trat er der Zentrumspartei bei und gehörte auch dem Vor-stand des Friedensbundes Deutscher Katholiken an. 1931 rief Bernhard Lichtenberg zum Besuch des Antikriegsfilms „Im Westen nichts Neues“ auf. Die NSDAP-Zeitung „Der Angriff“ begann daraufhin eine Hetzkampagne gegen ihn. 1932 wurde Bernhard Lichtenberg zum Pfarrer der St. Hedwigs-Kathedrale ernannt und 1937 zum Dompropst gewählt. Wie kein zweiter kirchlicher Würdenträger in Berlin wagte er sich mehrmals öffentlich hervor. In seinen Predigten wandte er sich gegen den Terror in den Konzentrationslagern und betete nach der Pogromnacht vom 9. November 1938 öffentlich für die verfolgten Juden. Als Leiter des Hilfswerks beim Bischöflichen Ordinariat unterstützte er gemeinsam mit dem Berliner Bischof Konrad Graf von Preysing jüdische Bürger finanziell und nahm einige auch in seine Wohnung auf. 1941 protestierte er gegen die Ermordung der Insassen der Heil- und Pflegeanstalten, das so genannte „Euthanasie-Programm“. Am 23. Oktober 1941 wurde Bernhard Lichtenberg verhaftet und 1942 wegen „Kanzelmissbrauchs und Vergehen gegen das Heimtückegesetz“ zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt. Durch die Haftbedingungen verschlechterte sich sein Gesundheitszustand. 1943 aus dem Zuchthaus Tegel entlassen, brachte die Gestapo den Schwerkranken in das Durchgangslager „Arbeitserziehungslager“ Wuhlheide. Von hier aus sollte er in das Konzentrationslager Dachau deportiert werden. Bei einem Zwischenaufenthalt des Gefangenentransportes verstarb Bernhard Lichtenberg am 5. November 1943 in Hof (Bayern). Trotz Geheimhaltung durch die Nationalsozialisten fand am 16. November 1943 in Berlin auf dem St. Hedwig-Friedhof unter großer Anteilnahme der Bevölkerung die Beisetzung statt. 1965 wurden die sterblichen Überreste in die St. Hedwigs-Kathedrale überführt. Durch Papst Johannes Paul II. erfolgte am 23. Juni 1996 die Seligsprechung Bernhard Lichtenbergs.
Quelle: Museum Lichtenberg