Wir erinnern an Stefan Heym

10. April 2023

Heute erinnern wir an Stefan Heym, der vor 110 Jahren geboren worden ist und nach dem ein Platz in Lichtenberg benannt wurde. Er war ein deutscher Schriftsteller und einer der bedeutendsten Schriftsteller der DDR. Er war als Antifaschist Teil des Kampfes gegen die deutschen Faschist:innen.

Lebenslauf

Stefan Heym wurde mit dem Namen Helmut Flieg als Sohn einer jüdischen Chemnitzer Kaufmannsfamilie geboren. Er engagierte sich früh als Antifaschist und wurde 1931 auf Druck der örtlichen Nazis wegen seines antimilitaristischen Gedichts „Exportgeschäft“,das am 7. September 1931 in der sozialdemokratischen Tageszeitung Volksstimme erschienen war, vom Gymnasium seiner Heimatstadt verwiesen. Er legte seine Reifeprüfung am Heinrich-Schliemann-Gymnasium in Berlin ab und begann dort ein Studium der Journalistik. Nach dem Reichstagsbrand 1933 floh er in die Tschechoslowakei, wo er den Namen Stefan Heym annahm. Im Jahr 1935 ging er mit dem Stipendium einer jüdischen Studentenverbindung in die USA, wo er sein Studium an der Universität von Chicago fortsetzte, das er 1936 mit einer Magisterarbeit über Heinrich Heines Atta Troll abschloss. Von 1937 bis 1939 war er in New York Chefredakteur der deutschsprachigen Wochenzeitung Deutsches Volksecho, die der Kommunistischen Partei der USA nahestand.
Ab 1943 nahm Heym, nunmehr amerikanischer Staatsbürger, am Zweiten Weltkrieg teil. Als Mitglied der „Ritchie Boys“, einer Einheit für Psychologische Kriegführung unter dem Kommando des Emigranten Hans Habe, folgte er 1944 der alliierten Invasion in der Normandie. Seine Aufgabe bestand vorwiegend im Verfassen von Texten, die per Flugblatt, Heeresgruppenzeitung, durch Lautsprecherübertragungen und Rundfunksendungen die Soldaten der Wehrmacht beeinflussen sollten. Nach Kriegsende leitete Heym die Ruhr Zeitung in Essen und war anschließend in München Redakteur der Neuen Zeitung, einer der wichtigsten Zeitungen der amerikanischen Besatzungsmacht. Wegen seiner prosowjetischen Einstellung wurde Heym Ende 1945 in die USA zurückversetzt.
Heym verließ zeitgleich mit Charlie Chaplin, Bertolt Brecht und Thomas Mann, die als linke Intellektuelle und Künstler in der McCarthy-Ära zum Auswandern veranlasst wurden, 1952 die USA. Er zog zunächst nach Prag, von wo er 1953 in die DDR übersiedelte. In der DDR wurde Heym anfangs als heimgekehrter antifaschistischer Emigrant privilegiert behandelt. Er arbeitete als freier Schriftsteller und daneben publizistisch für Zeitungen und Zeitschriften. Er veröffentlichte zahlreiche literarische Werke und wurde 1959 mit dem Nationalpreis der DDR für Kunst und Literatur ausgezeichnet.
Ab 1956 kam es zu verschiedenen Konflikten mit der Staatsführung der DDR. 1976 gehörte Heym zu den Unterzeichnern der Petition, mit der DDR-Autoren gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns protestierten. 1979 wurde er ein zweites Mal wegen unerlaubter Veröffentlichung in der Bundesrepublik Deutschland verurteilt und aus dem Schriftstellerverband der DDR ausgeschlossen. Stefan Heym unterstützte in den Achtzigerjahren die Bürgerrechtsbewegung in der DDR. Heym hielt im Herbst 1989 mehrere Reden während der Ost-Berliner Montagsdemonstrationen, auch bei der Alexanderplatz-Demonstration am 4. November 1989. Im November 1989 wurde Heym wieder in den Schriftstellerverband der DDR aufgenommen und 1990 juristisch rehabilitiert.
In den Jahren nach der Wiedervereinigung äußerte sich Heym sehr kritisch über die seiner Meinung nach bestehende Benachteiligung der Ostdeutschen im Verlauf ihrer Integration in die Bundesrepublik und bestand auf einer gerechten sozialistischen Alternative zum nunmehr gesamtdeutschen Kapitalismus. Von 1994 bis 1995 war er Abgeordneter der PDS im 13. Deutschen Bundestag.
Heym starb am 16. Dezember 2001 am Toten Meer in Israel nach der Teilnahme an einem Heinrich-Heine-Symposium in Jerusalem.