7., 9. und 15. Juli: Gedenkrundgänge „An wen wollen wir erinnern?“ von Licht-Blicke

21. Juni 2024

Stadtspaziergänge zu Frauen im Widerstand gegen den Nationalsozialismus, zu Antisemitismus und öffentlichem Gedenken
Es waren nicht viele Menschen, die sich gegen das NS-Regime stellten oder Verfolgte unterstützten. Dennoch gab es einen ungebrochenen und vielfältigen Widerstand in Berlin. Etwa ein Drittel der Widerständigen waren Frauen unterschiedlicher Sozialisation und Weltanschauung. Ihre Aktivitäten waren breit und vielfältig: illegale Flugschriften herstellen und verbreiten, geheime Informationen und Material weitergeben, Verfolgte und deren Angehörige unterstützen.  

Welche Geschichten von Frauen im Widerstand gegen den Nationalsozialismus gibt es in Lichtenberg? In drei Stadtspaziergängen in Rummelsburg, Karlshorst und Hohenschönhausen wollen wir mehr über widerständige Frauen im Nationalsozialismus erfahren und uns mit den Fragen beschäftigen: An wen wollen wir erinnern? Wer soll öffentlich geehrt werden? Wie soll dies geschehen?  

Ehrungen im öffentlichen Raum finden meist durch Benennungen von Straßen und Plätzen statt. Manch ein Straßenname wird heute aber kritisch gesehen.

Das zeigt sich auch in dem 2021 erschienenen Dossier „Straßen- und Platznamen mit antisemitischen Bezügen in Berlin“, das vom Antisemitismusbeauftragten Berlins in Auftrag gegeben wurde. Einige Straßen sind zudem doppelt benannt und das paritätische Verhältnis von männlichen und weiblichen durch Straßennamen Geehrten liegt in  Lichtenberg noch bei 5:1. Im Bezirk Lichtenberg gibt es hierzu einen vielfältigen zivilgesellschaftlichen und politischen Diskurs. Mit den Stadtspaziergängen möchten wir zum gemeinsamen Austausch zu diesen Themen einladen. 

  
Freitag, 05. 07. 2024, 18:00 Uhr  
Rummelsburg: Die Sportlerinnen Käthe und Klara Tucholla und Brunhilde Prelle im Arbeiter*innenwiderstand 

Wie viele Berliner Arbeiter*innenviertel war Rummelsburg in der Weimarer Republik eine Hochburg der organisierten Arbeiter*innenbewegung. Neben den Parteien gehörten dazu auch Arbeiter*innensportvereine wie Sparta Lichtenberg oder auch der ASV Fichte.

In Rummelsburg lebten die Arbeitersportlerinnen Käthe Tucholla und ihr Mann Felix sowie dessen Schwester Klara Tucholla und die Familie Zoschke. Über die gemeinsamen Verbindungen im Arbeiter*innensport bildeten sich in der NS-Zeit Widerstandsgruppen, in denen mit Klara und Käthe Tucholla sowie Brunhilde Prelle, geb. Zoschke Frauen aktiv waren. 

Dienstag, 09.07.2024, 18:30 Uhr 
Karlshorst: Else Runge – Widerstand in nationalkonservativer Nachbar*innenschaft 

Karlshorst war in der Weimarer Republik eher nationalkonservativ geprägt, was sich auch im Wahlverhalten ausdrückte. Damit stellte Karlshorst eine Ausnahme in Lichtenberg dar, in dem traditionell eigentlich links gewählt wurde. Dennoch gab es auch in Karlshorst Widerstand gegen den Nationalsozialismus. In der Junker-Jörg-Straße lebte die Kommunistin Else Runge mit ihrer Familie. Sie betätigte sich bis Kriegsende illegal in kommunistischen Strukturen und unterstützte Verfolgte. In der Hönower Straße befand sich ein Lager für über 500 Menschen, darunter auch Frauen, die Zwangsarbeit in der Rüstungsindustrie leisten mussten.   

Montag, 15.07.2024, 18:30
Hohenschönhausen: Margarete Rossignol versteckte Verfolgte am Stadtrand
 

In der Weimarer Republik war Hohenschönhausen überwiegend linkspolitisch geprägt, doch auch die NSDAP konnte bereits in der Weimarer Zeit erste Wahlerfolge in Hohenschönhausen verbuchen. Der Stadtteil war bis in die 1970er Jahre dörflich geprägt, die für den Ortsteil heute charakteristischen Plattenbauten entstanden ab Anfang der 1970er Jahre. Neben Einfamilienhäusern prägten viele Kleingartenanlagen, insbesondere am heutigen Standort des in den 50ern errichteten Sportforums, das Stadtbild. Trotz der Lage am Rande der Stadt Berlin gab es auch in Hohenschönhausen Widerstand gegen den Nationalsozialismus, auch von Frauen. So lebte die Widerstandskämpferin Margarete Rossignol mit ihrem Mann in der Strausberger Straße. Mehrfach diente ihre Wohnung als geheimer Treffpunkt. Auch mehrere Verstecke für Jüdinnen und Juden befanden sich in Hohenschönhausen.   

Referentin: Trille Schünke-Bettinger

Anmeldung unter: mitmachen@licht-blicke.org 

Der Treffpunkt wird nach Anmeldung mitgeteilt.   

Eine Veranstaltungsreihe des Runden Tisches für politische Bildung Lichtenberg.

Infos zu Straßennamen mit antisemitischen Bezügen in Lichtenberg gibt es hier.  

Bilder:

Das erste Bild zeigt die Schwestern Gertrud „Trude“ Rosenmeyer (†1982) und Anni Rathmann, geb. Rosenmeyer (†1992). Beide stammen aus einer Neuköllner Arbeiter*innenfamilie und zogen später nach Lichtenberg. Trotz mehrfacher Verhöre und Verhaftungen waren sie bis zuletzt im Widerstand gegen den Nationalsozialismus aktiv (Bildrechte: Privatbesitz Erika Rathmann)

Das zweite Bild zeigt Arbeitersportler*innen in Lichtenberg (Bildrechte: Gedenkstätte Deutscher Wi-
derstand)